03 Mai 2020

Was die Beschränkungen durch Corona mit uns machen

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(kunid) Der Virus hat neben den wirtschaftlichen auch gesundheitliche Nebenwirkungen: Vielen von uns machen die Einengung, die angespannte Stimmung zu Hause oder die wirtschaftliche Perspektive zu schaffen. Psychologen berichten von verstärktem Betreuungsbedarf, und die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien warnt vor einer gesundheitsschädlichen Wirkung des aktuellen Versorgungsmangels.

Fragt man nach den „gesundheitlichen Nebenwirkungen“ von Corona, kommt man zu dem Ergebnis: Die „Kollateralschäden“, die mit Corona einhergehen, sind massiv. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rechnet 2020 mit einem Rückgang des BIP um 5,2 % und einem Anstieg der Arbeitslosenquote (unselbstständig Beschäftigte) von 7,4 auf 8,7 %.

„Als Folge der Covid-19-Pandemie sind die Aussichten für die Wirtschaftsentwicklung in Österreich im heurigen Jahr die schlechtesten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges“, so das Wifo.

Mit dem wahrscheinlichsten Szenario eines um mehr als 5 % schrumpfenden BIPs wird ein Absturz erwartet, der den wirtschaftlichen Einbruch in Folge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 (-3,8 %) noch übertrifft. Aber es gibt auch noch „andere Folgen“.

Mehr Nachfrage nach psychischer Betreuung

Abseits dessen haben die Begleitumstände der Pandemie aber auch noch andere Aus- und „Nebenwirkungen“. Denn die derzeitige Situation drückt auch aufs Gemüt.

Der Berufsverband Österreichischer Psychologen (BÖP) berichtet davon, dass die Nachfrage nach psychischer Versorgung durch die Pandemie enorm zugenommen hat: Allein an der Telefonhotline des BÖP ist die wöchentliche Beratungszeit um mehr als das Zehnfache gestiegen.

Der Verband verweist auf Ängste, Depressionen, Einsamkeit, Arbeitslosigkeit, Beziehungs- oder familiäre Probleme.

Einengung und Anspannung

Umfragen deuten zwar auf ein breites Verständnis für die Maßnahmen der Regierung hin und auch darauf, dass mehrheitlich mit den Einschränkungen zurechtgekommen wird – zumindest für einige Wochen.

Eine „frühe“ Marketagent-Umfrage (25.3. bis 14.4.) zeigte aber auch, dass sich immerhin 15,7 % zu Hause „eingesperrt“ fühlen, einem Drittel (32,8 %) gingen direkte soziale Kontakte ab.

9,6 % gaben an, dass ihnen Personen im selben Haushalt „schneller auf die Nerven“ gehen oder es „mehr Streit“ gibt.

In einer späteren Umfrage (16. bis 20.4.) gab aber dann schon ein Viertel an, dass die Spannungen im Haushalt „deutlich“ (7,8 %) oder „ein wenig“ (17,4 %) zugenommen haben.

Viele „entspannt“ – viele aber auch nicht

In einer Gallup-Umfrage (27.3. bis 2.4.) zeigten sich zwei Drittel trotz der außergewöhnlichen Situation entspannt, unter den ab 60-Jährigen sogar drei Viertel.

„Dies hängt sicher damit zusammen, dass in dieser Altersgruppe die überwiegende Zahl in Pension ist und nur jeder Dritte wirtschaftliche Nachteile befürchtet“, analysiert Gallup-Geschäftsführerin Andrea Fronaschütz.

Im Gegensatz dazu „sieht eine Mehrheit (53 %) der Erwachsenen unter 30 Jahren wirtschaftliche Nachteile auf sich zukommen, ebenso die Gruppe der 30- bis 40-Jährigen. Diese Altersgruppe fühlt sich besonders stark belastet: Fast die Hälfte (44 %) gibt an, sie sei nervös oder sehr nervös.

Familie an erster Stelle

Auch Gallup hatte gefragt, was besonders fehlt. An erster Stelle steht die Familie. Drei Viertel vermissen ihre Angehörigen, die unter 40-Jährigen tendenziell mehr als die Älteren.

Jeweils rund zwei Drittel sagen, dass ihnen der Direktkontakt mit Freunden (66 %) und „normale“ Gespräche ohne das Thema Coronavirus (64 %) fehlen. Danach folgen die Ausübung eines Hobbys (49 %), Essengehen (51 %) und Reisen (51 %).

Gesundheitsschädliche Wirkung des aktuellen Versorgungsmangels

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien (KJA) warnte zuletzt vor einer „gesundheitsschädlichen Wirkung des aktuellen Versorgungsmangels“ für junge Menschen.

Seit bald sechs Wochen werden Routineuntersuchungen ausgesetzt und Arztbesuche erfolgen nur, wenn sie absolut notwendig sind. Viele Ordinationen sind noch geschlossen, viele Operationen, die als nicht lebensnotwendig erachtet werden, werden verschoben. Dazu die KJA: „Es mehren sich die Hinweise, dass die Auswirkungen auf die Gesundheit und Entwicklung junger Menschen gravierend sind.“

Auch um den Schutz vor Gewalt sorgt man sich in der KJA. „Wenn Kinder und Jugendliche nicht ärztlich betreut werden, fällt es noch weniger auf, wenn ihr Wohl in Gefahr ist“, sagt Kinder- und Jugendanwältin Dunja Gharwal.

In diesem Sinne: Schauen wir aufeinander – und kommen wir gut durch diese schwierige Zeit. Allein: Es tun sich jetzt auch immer wieder „Fenster der Hoffnung“ auf.

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